School of LUMIX – In meinem Tutorial GRUNDLAGEN PERSPEKTIVEN konntet Ihr Euch mit den elementaren Dingen von Perspektiven auseinander setzen. Mit diesem Wissen gehen wir nun gemeinsam in den Bereich der Portraitfotografie und versuchen das Gelernte anzuwenden.
Als Location für dieses Tutorial habe ich mir mal wieder mein Lieblingsstudio mit Nordlicht ausgesucht. Vor schwarzem Hintergrund sollten ruhige und etwas traurige Portraits entstehen. Also minimaler Aufwand sowohl bei der Lichtsetzung als auch bei der Wahl des Hintergrunds.
Naja, mit dem “einfach” schwarzer Hintergrund gestaltete es sich dann doch nicht so einfach. Der Molton lag längere Zeit nicht gerade ordentlich in der Ecke und es gab ein paar Falten. Blöd, aber letztendlich kein Weltuntergang. Das Problem bekommt man sehr schnell im Rechner behoben. Es ist allerdings extra Arbeitsaufwand, den man sich hätte sparen können.
Auch bei der Portraitfotografie spielt die Perspektive eine zentrale Rolle. Je nach Location haben wir oft nicht die Möglichkeit, den Abstand zur Person zwischen einem und 20 m zu variieren. Oft bewegen wir uns da nur in einem recht kleinen Bereich. In meinem Fall sind es lediglich zwischen 80 cm und 2 m gewesen. Genau diese Unterschiede werden wir herausarbeiten.
Fotografiert habe ich mit der Lumix S5 und mir standen folgende Objektive zur Verfügung: 35mm, 50mm und 85mm. Die Bilder gingen direkt über Capture One in den Rechner. Meinen Weißabgleich holte ich mir über eine Graukarte.
Zunächst versuche ich, drei unterschiedliche Kamerahöhen zu testen. Damit möchte ich einen Eindruck bekommen, welche Höhe mir persönlich gefällt. Außerdem sieht man, welche Perspektive dem Model schmeichelt. Bei Antonia starte ich mit einer Untersicht. Mein Standpunkt ist also tiefer als die Normalsicht. Übertrieben gesprochen könnten wir sie die Froschperspektive nennen. Perspektive Nummer 2 ist auf Augenhöhe ( Zentralperspektive ). Als Drittes dann die Sicht von erhöhter Position. ( Vogelperspektive ) In Zentimetern sind das von der ersten bis zur dritten Position ca. 50cm bei einem Abstand von 190 cm. Alle drei Motive sind mit dem 85er fotografiert.
Es ist wirklich erstaunlich, wie unterschiedlich Antonia bei diesen Perspektiven wirkt. Bei der Froschperspektive wirkt sie herabschauend. Bei der Position von oben wirkt alles viel harmonischer und der Körper bekommt ein besseres Verhältnis. Ich entscheide mich für die letzte Perspektive.
Nun möchte ich den Abstand zu Antonia variieren. Wir behalten den Blickwinkel von leicht erhöhter Position und bewegen uns auf das Model zu. Wir starten mit ca. 190 cm Abstand und benutzen das 85er. Danach gehen wir auf 140cm Abstand und wechseln das Objekt ( 50er ), um den gleichen Ausschnitt zu bekommen. Bei der dritten Einstellung sind wir 80 cm von Antonia entfernt und ich wechsle auf das 35er.
Auch hier sehen wir wieder eine krasse Veränderung zwischen 190cm und 80cm. Wichtig ist, dass wir das nicht auf die Brennweite reduzieren, denn die hilft uns nur einen Ausschnitt von unserem Motiv zu bestimmen. Wir würden lediglich eine typische Eigenschaft eines Objektives übernehmen; zum Beispiel bei einem Fischauge oder bei einer extrem langen Brennweite die Verdichtung. Unser Abstand zu Antonia ist entscheidend.
Bei Antonia habe ich mich für einen Abstand von 190 cm entschieden und einer Höhe etwas über der normalen Sicht. Im folgenden Bild seht Ihr, was passiert, wenn man zu nah an das Model kommt. Sie bekommt hier schon fast einen leichten Silberblick.
In der nächsten Galerie sehen wir, wie sich dieser Abstand bei einem anderen Model auswirkt. Bei Alexa funktionieren gefühlt alle 3 Perspektiven. Sie hat allerdings auch eine viel rundere Gesichtsform.
Insgesamt sind das alles nur sehr kleine Veränderungen, die wir mit unseren Perspektiven vornehmen. Wir schauen nicht wirklich aus der Frosch- oder Vogelperspektive, aber selbst diese kleinen Unterschiede haben eine große Auswirkung. Wir können Motive so in eine Richtung lenken. Möchten wir zum Beispiel eine Person arrogant aussehen lassen, fotografieren wir sie von unten. Das Model schaut auf den Betrachter herab.
Allerdings sollten wir aufpassen, dass wir einem Model nicht zu schnell zu nah kommen. Es kann ein Unwohlsein aufkommen. Tastet Euch da langsam heran. Je mehr Vertrauen aufgebaut ist, desto näher könnt Ihr dem Model kommen. Natürlich kann man das auch ausnutzen und man startet direkt mit einem 35mm. Vermutlich erhaltet Ihr dann Aufnahmen von einem verunsicherten Model. Zumindest für die ersten Bilder.
Und hier sind jetzt einige Ergebnisse von meinem Shooting.
Schaut Euch ruhig auch einmal mein Tutorial zum Licht Setzen in der Portraitfotografie an. Mit wenigen Mitteln könnt Ihr das Motiv mit der richtigen Lichtsetzung beeinflussen. Klickt einfach auf das Bild.